Ursachen und Theorien der Unterentwicklung von Ländern
Ursachen
Die Ursachen der Unterentwicklung von Ländern, lassen sich in drei Kategorien unterteilen. Hierbei unterscheidet man, zwischen endogenen und exogenen Faktoren. Außerdem gibt es auch natürliche Gegebenheiten, die zur Unterentwicklung eines Landes beitragen.
Bei den endogenen Ursachen handelt es sich um Faktoren, die innerhalb des jeweiligen Wirtschaftssystems zu einer Unterentwicklung führen. Dazu zählen also sowohl kultur- und traditionsbedingte Umstände als auch großer Bevölkerungswachstum oder Kapitalmangel.
Zu den exogenen, also äußeren Ursachen, zählen Faktoren, die durch Einfluss anderer Staaten, die Entwicklung des jeweiligen Landes beeinflussen. Zu diesen Faktoren gehören z.B. der Kolonialismus, die strukturelle Abhängigkeit der Entwicklungsländer, außenwirtschaftliche Ausbeutung und ungleiche Handelsbedingungen.
Die natürlichen Gegebenheiten, handeln wie der Name verspricht, von naturbedingten Umständen, wie z.B. das ungünstige Klima oder der Rohstoffmangel innerhalb eines Landes.
Endogene Faktoren
Kultur- und Traditionsbedingte Faktoren: Oft werden die wirtschaftlichen Entwicklungsdefizite mit den traditionsreichen, religiösen Kulturen in Verbindung gebracht. Jedoch können diese nicht als entscheidendes Entwicklungshemmnis bezeichnet werden, sondern vielmehr die Anpassungsfähigkeit und das Entwicklungspotenzial, im Zusammenhang mit den Religionen (z.B. Genderrollen oder andere besondere gesellschaftliche Verhältnisse).
Bevölkerungswachstum: Der Bevölkerungswachstum verhindert zwar nicht die Weiterentwicklung der Länder, zählt aber als wachstumshemmender Faktor, da er unter anderem auch die Wohlstandsgewinne aufzehrt.
Kapitalmangel: In vielen Ländern wird Kapitalmangel als Hauptursache der Unterentwicklung angegeben, da den betroffenen Staaten die Mittel fehlen, die Wirtschaft, beispielsweise durch Sachinvestitionen, voranzutreiben. Jedoch ist hierbei nicht nur der Mangel an Kapital ein gängiger Grund für wirtschaftlichen Rückstand, sondern auch der unwirtschaftliche Umgang mit diesem.
Exogene Faktoren
Kolonialismus: Die politische Herrschaft der unterentwickelten Länder, hat eine Entwicklung dieser durch jahrelange wirtschaftliche Ausbeutung und die Beraubung ihrer politischen, ökonomischen und soziokulturellen Selbstständigkeit verhindert, sodass die damaligen Kolonien oft keine Gelegenheit fanden, zu einer Nation zusammenzuwachsen. In Ländern wie Indien, Südafrika, Vietnam oder Irak sind bis heute die Folgen der fremden Herrschaft zu spüren, sodass sie bis noch immer zu den Entwicklungsländern gelten.
Strukturelle Abhängigkeit: Entwicklungsländer sind zwar formal unabhängig, bleiben aber an die Industrieländer gebunden und werden von diesen, laut der Dependenztheorie, sowohl kulturell als auch ökonomisch, „unterentwickelt gehalten“ .
Außenwirtschaftliche Ausbeutung: Hierbei geht es um die ungleichen Warenaustauschverhältnisse (Terms of Trade) zu Lasten der Entwicklungsländer, die gegenüber den Industrieländern im klaren Nachteil hinsichtlich des technischen Fortschritts oder den Verdienstspannen sind.
Natürliche Gegebenheiten
Ungünstiges Klima: Das Klima ist ein entwicklungspolitischer Einflussfaktor der z.B. die Produktionsmöglichkeiten eines Landes beeinflusst. Jedoch entspricht das gleiche Klima nicht automatisch dem gleichen Entwicklungsstand und so lässt sich die Unterentwicklung eines Landes nicht ausschließlich auf das Klima zurückführen.
Rohstoffmangel: Das Vorhandensein, bzw. nicht Vorhandensein wertvoller Rohstoffe, wie z.B. Erdöl, beeinflusst die Entwicklungsmöglichkeiten eines Landes. Jedoch kann die mangelnde Rohstoffausstattung nicht als Hauptursache für die Unterentwicklung eines Landes gezählt werden, wie z.B. Taiwan und Schweiz beweisen, welche trotz ungünstiger Ausstattung an Rohstoffen, zu den Industrieländern gehören.
Theorien
Entwicklungstheorien | Modernisierungstheorie | Dependenztheorie |
---|---|---|
Wann? | Nachkriegt entstanden 1950 und 1960 | Mitte der 1960er |
Vertreter? | westlich liberale und marktwirtschaftlich orientierte Theoretiker | marxistisch und gesellschaftlich orientierte Theoretiker |
Ursachen | Endogene Faktoren | Exogene Faktoren |
Haupt- aussagen | Entwicklung von einem Agrar- zu einer Industriegesellschaft | durch kolonial Herrschaft und Ausbeutung sind Länder unterentwickelt worden Abhängigkeit muss überwunden werden |
Mittel | Wandel durch wirtschaftliche Maßnahmen „Trickle-down-Effekt“ | Dissoziation vom Weltmarkt |
Kritik | Gleichsetzung von Modernität mit dem Vorbild der westlich- kapitalistischen Gesellschaften Ihr einseitiges Verständnis von Tradition als nicht-modern Ihre Nicht-Berücksichtigung exogener Verursachungsfaktoren von Unterentwicklung; Die meisten Erwartungen nicht erfüllbar-> nur oberen Schichten profitieren-> innerstaatlichen Probleme wachsen-> sozial und räumlichen Sinne | Manche Länder waren nie Kolonien Einseitige Betonung der exogenen Ursachen von Unterentwicklung |
Modernisierungstheorie
Die Modernisierungstheorie entstand in der Nachkriegszeit zwischen 1950 und 1960 und wird von westlich liberalen und marktwirtschaftlich orientierten Theoretikern vertreten. Als Ursachen für die Unterentwicklung der Länder beruht die Theorie auf endogenen Faktoren wie zum Beispiel Kapitalmangel, kulturellen Einstellungsmustern, soziale Ungleichheit, schlechte Infrastruktur, Bevölkerungswachstum und “Bad Governance”. Modernisierung wird somit als interne Leistung der Gesellschaft angesehen. Die Länder müssen sich von „traditionellen Gesellschaften“ zu „modernen Gesellschaften“ entwickeln. „Traditionelle Gesellschaften“ zeichnen sich in den meisten Modernisierungstheorien durch einen geringen Urbanisierungs- und Industrialisierungsgrad, geringe Produktivität und eine starre gesellschaftliche Struktur aus. „Moderne Gesellschaften“ zeichnen sich der Theorie zufolge durch einen hohen Urbanisierungs-, Industrialisierungs-, Individualisierungs- und Differenzierungs-, und Bildungsgrad, hohe Produktivität, Massenkonsum, Rationalität, Demokratie, soziale Mobilität und Unternehmertum aus. Der Wandel soll durch wirtschaftliche Maßnahmen in Form von Kapitaleinsatz z.B. Entwicklungshilfezahlungen erfolgreich werden. Außerdem bestand die Hoffnung, dass durch den sogenannten “Trickle-Down-Effect”, bei dem das Geld, das durch erfolgreiche Investitionen und gewonnen wurde, von den Reichen zu der Armen Masse “durchsickert”. Dieser Effekt erwies sich jedoch als falsch, da nur die obere Schicht der Bevölkerung profitierte und somit die innerstaatlichen Probleme wuchsen und die soziale Ungleichheit zwischen Arm und Reich sich ausdehnte. Des Weiteren wird die Gleichsetzung von Modernität mit dem Vorbild der westlich-kapitalistischen Gesellschaften, ihr einseitiges Verständnis von Tradition als nicht-modern und ihre Nicht-Berücksichtigung exogener Verursachungsfaktoren von Unterentwicklung noch kritisiert.
Dependenztheorie
Die Dependenztheorie entstand Mitte der 1960er Jahre als Gegenstück zur Modernisierungstheorie. Sie wird von marxistisch und gesellschaftskritisch orientierte Theoretiker vertreten und hat sich zunächst in Lateinamerika verbreitet, wurde später aber auch auf Afrika und weniger auf asiatische Verhältnisse bezogen. Bei ihr liegt die Unterentwicklung an exogenen Verursachungen, also an einer von außen fehlgeleiteten Entwicklung, die das Ergebnis von einer historisch bedingten Abhängigkeit von Entwicklungsländern von europäischen Staaten und Nordamerika ist. Als Beispiele für solche Ursachen werden der Kolonialismus, der Neokolonialismus, die außenwirtschaftliche Ausbeutung von Rohstoff-Export-orientieren Ländern, die außenwirtschaftliche Abschottung durch Subventionierungs Zölle und die ungleichen Handelsbedingungen genannt. Das Ziel ist die Überwindung der Abhängigkeit von Entwicklungsländern von Industrieländern, da gezeigt wurde, dass unabhängige Länder einen schnellen wirtschaftlichen Entwicklungsprozess durchlaufen (Australien, Neuseeland). Die Unabhängigkeit soll durch die Dissoziation vom Weltmarkt erreicht werden.
Es wird kritisiert, dass manche Länder nie Kolonien waren, jedoch trotzdem unterentwickelt sind, wie zum Beispiel Thailand. Zusätzlich wird die einseitige Betonung der exogenen Ursachen von Unterentwicklung kritisiert, sowie die schwer umzusetzenden Strategieempfehlungen.
Drei-Sektoren-Hypothese
Die Drei-Sektoren-Hypothese, die in den 1930er- Jahren von Jean Fourastie ausgearbeitet wurde, beschreibt, dass sich der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Tätigkeit zunächst vom primären Wirtschaftssektor (Rohstoffgewinnung), auf den sekundären (Rohstoffverarbeitung) und anschließend auf den tertiären Sektor (Dienstleistung) verlagert. Die erste Phase beschreibt eine traditonelle Zivilisation(typisches Entwicklungsland) in der die Geellschaft unterentwickelt ist und die Haupteinnahmequelle die traditonelle Landwirtschaft ist. In der zweiten Phase wird der primärer Sektor zunehmend kleiner, da die Maschinen den Platz von Menschen übernehmen. In dieser Phase setzt die Instudrialisierung mit fortschreitender Mechanisierung bzw. Automatisierung ein. Außerdem wird der tertiärer Sektor immer relevanter. In der dritten Phase wird der primäre und sekundäre Sektor mehr und mehr der Automatisierumng unterworden und der Bedarf an Arbeitskräften sinkt. Dafür steigt der Bedarf im Tertiären Sektor. Wir befinden uns in der Gesellschaft der Zukunft, einer Dienstleistunggesellschaft. Heutzutage ist es im Teriären Sektor zu einem so enormen Anstieg gekommen, dass man begonnen hat diesen zu unterteilen; so hat sich der Quartäre Sektor gebildet, der sich hauptsächlich mit Informationen befasst.

Die Ursachen für die Unterentwicklung eines Landes liegen also laut Fourastie daran, dass sie noch in der ersten Phase stecken und sie somit in einer unterentwickelten Gesellschaft leben. Des weiteren wird zum größten Teil Landwirtschaft betrieben unter wenig Maschineneinsatz.